NEUROKULTUR

Im „Haus der Paradiesvögel“ unterhalten wir einerseits eine Praxis für Ergotherapie und Neurofeedback (mit stark reduziertem Pensum!), andererseits führen wir kulturelle Veranstaltungen durch. Grundlage für das Neurofeedback sind die Neurowissenschaften. Mit dem mit Abstand wichtigsten Therapiedesign versuchen wir, selbstorganisierend die neuronalen Aktivitäten des Hirns einer Klientin, eines Klienten in eine Balance zu bringen. Was damit genauer gemeint ist, wird in der Seminararbeit erläutert. Gelingt dies, werden dank neuronaler Plastizität Verbindungen im Netzwerk nachweislich neu gebahnt, verbunden mit z.T. erstaunlichen Veränderungen im emotionalen, kognitiven und Verhaltensbereich. Interessant ist nun, dass während eines kulturellen Anlasses je nach Art und Qualität der Darbietung sowohl beim Akteur als auch bei der Zuschauerin oder beim Zuhörer ganz ähnliche Vorgänge und Aktivitätsmuster hervorgerufen werden, sofern sich zwischen beiden eine Resonanz einstellt. Ein sensibler Akteur wird die Stimmung im Plenum aufnehmen, die ihn seinerseits in einem Feedbackprozess animiert und seine kulturelle Darbietung moduliert. Im Zustand entspannter Aufmerksamkeit befindet sich die neuronale Dynamik des Hirns in einem sogenannten selbstorganisierten kritikalen Zustand mit breiter Skaleninvarianz und mit besonders aktivem Default Mode- und Salient-Netzwerk. Weist unser neuronales Netzwerk die Flexibilität auf, im Alltagsgeschehen immer wieder diesen Flow-Zustand einzunehmen, geht uns vieles leichter von der Hand. Allerdings haben wir es meist nicht mit Akteuren zu tun, sondern mit Objekten, wie z. B. bei einer Ausstellung oder wenn wir uns in der bebauten und unbebauten Umgebung bewegen. Dann haben wir keinen Einfluss auf die Stimuli. Nichts desto trotz, auch ohne den oben beschriebenen Feedbackprozess wird das Reizspektrum kurz-, mittel- oder langfristig unsere Befindlichkeit oder gar unsere Gesundheit beeinflussen. Wie dieses Reizspektrum beschaffen sein könnte oder müsste, damit sich vermehrt eine entspannte Aufmerksamkeit einstellen kann, wird Thema einer längeren Abhandlung und später an dieser Stelle zu lesen sein.