Archiv des Autors: René Bucher
Vortrag über Hundertwasser. Nicole Stettler-Lindemann (20.09.2016)
Einrichten der Ausstellung, Haldenstrasse 3 (bis 17.09.2016)
Konzert „Matthias Tschopp Quartet“. Matthias Tschopp, Ives Theiler, Alex Huber, Raffaele Boshard (21.09.2016)
Vortrag über Hundertwasser für Schulrat und Sonderschulinternat SIH. Nicole Stettler-Lindemann (22.09.2016)
Vernissage Hundertwasser-Bilder (18.09.2016)
Ankündigungen und Pressemitteilungen im Toggenburger Tagblatt (September 2016)
HUNDERTWASSER-WOCHE VOM 18. BIS 25. SEPTEMBER 2016
Überblick über die Veranstaltungen
Vielen Hembergerinnen und Hembergern dürfte kaum bekannt sein, dass vor genau 60 Jahren der weltbekannte Maler und „Architekt“, Friedensreich Hundertwasser, eine kurze Zeit in unserem Dorf gewohnt und gemalt hatte. Das Jubiläum wird zum Anlass genommen, vom 18. bis 25. September eine „Hundertwasser-Woche“ in Hemberg durchzuführen. Neben zwei Ausstellungen – die eine von Hundertwasser-Serigrafien, die andere von Produkten der öffentlichen Schule und des Sonderschulinternates – wird es auch Vorträge über das Wirken von Hundertwasser geben. Die Owner Geschäftsleiterin der Hundertwasser-Markthalle in Altenrhein, Frau Nicole Stettler-Lindemann, stellte sich spontan als Referentin zur Verfügung und überlässt uns zudem aus ihrer Kollektion Serigrafien und Kunstdrucke für die Hundertwasser-Ausstellung an der Haldenstrasse 3. Ein Konzert der besonderen Art wird am Mittwoch auch unsere auditiven Sinne anregen: Der hervorragende Saxaphonist Matthias Tschopp wartet mit seinem Quartett mit einer Improvisation über ein Hundertwasser-Bild auf. Während der Vernissage werden Sie in den Genuss von einigen Kostproben von Matthias Tschopp kommen und erfahren, wie es zu dieser Hundertwasser-Woche gekommen ist. Die Finissage wird am darauffolgenden Sonntag im Sternensaal des Sonderschulinternats durchgeführt, wo neben den Produkten der Schülerinnen und Schüler auch Videos und Fotos von den Projekt-Aktivitäten gezeigt werden.
Hundertwasser schlief in der abgebildeten Nische (Bild oben) im Atelier. Leider wurden während der Renovation des Hauses keine Hundertwasser-Relikte gefunden (?!), aber immerhin zwei auf altem Wandtäfer gemalte Szenen seines damaligen Kollegen Selinger (Bild unten). Auch konnten wir keinen Kontakt mit den Besitzern der drei Hundertwasser-Bilder aufnehmen, die er in Hemberg gemalt hatte; Sie können aber vor Ort die Kopien besichtigen.
Während der Vernissage im Mehrzweckraum – umrahmt von Hundertwasser-Seriegrafien – werden Sie etwas über die Entstehungsgeschichte der Hundertwasser-Woche und die stattfindenden Anlässe vernehmen. Das Ganze wird musikalisch umrahmt vom Saxaphonisten Matthias Tschopp und dem Pianisten Yves Theiler.
An der Vernissage werden Sie die Veranstalter Liselotte Rittmeyer, René Bucher, Meta Zähndler, Marcel Recher (Sonderschulinternat Hemberg) und Martina Langenegger (öffentliche Schule Hemberg) kennen lernen.
Da wir nicht abschätzen können, wie gross das Interesse an der Hundertwasser-Woche sein wird und der Ausstellungsraum nur für etwa 40 bis 50 Personen Platz bietet, halten wir die Ansprachen und orientieren Sie über den Ablauf der Hundertwasser-Woche zweimal: um 15 Uhr und um 17:00!
Ausstellungsraum an der Haldenstrasse 3 in Hemberg
Der schweizweit bekannte Saxophonist und Komponist, Matthias Tschopp, hat das Gymnasium in Wattwil absolviert und als Rapperswiler berufsentscheidende Impulse im Toggenburg erhalten. Er wird während der Vernissage mit dem Pianisten Yves Theiler für auditive, die Hundertwasser-Serigrafien für visuelle Anregung sorgen. Zwei Tage später, am Mittwochabend, 21. September, werden Matthias Tschopp und sein Quartett experimentellen Jazz vom Feinsten spielen. Es wird eine Erstaufführung einer musikalischen Interpretation eines Hundertwasser-Bildes geben, neben weiteren Bildinterpretationen.
Ausstellung von Hundertwasser-Serigrafien und Kunstdrucken
Etwa neun – teils käufliche – Serigrafien und etwa 30 Kunstdrucke umfasst die Hundertwasser-Ausstellung an der Haldenstrasse 3. Die Bilder stammen aus der Kollektion der Owner Geschäftsführerin der Markthalle Altenrhein, Nicole Stettler-Lindemann. Weitere Produkte wie Bücher, Kalender, Karten, Hüte etc. nach Hundertwasser können in zwei Shops im Hause bezogen werden. Während ihres Vortrages wird am Dienstag, 20. September, Frau Nicole Stettler-Lindemann auch die ausgestellten Hundertwasser-Serigrafien thematisieren und stellt sich bei genügender Zahl von Interessentinnen und Interessenten und passendem Zeitfenster für Bildbesprechungen zur Verfügung.
Die Ausstellung ist von Sonntag, 18. bis Sonntag, 25. September von 13 bis 20 Uhr offen. An der Vernissage am ersten Ausstellungstag halten wir die Ansprachen über die Hundertwasser-Woche zweimal: um 15 Uhr und um 17:00!
Ausstellung Produkte der Schulprojektwochen
Die Ausstellung findet im Sonderschulinternat Hemberg (SIH) an der Rüttelistrasse 10 statt, parallel zu jener an der Haldenstrasse 3 (Hundertwasser-Serigrafien und Kunstdrucke). Während den Projektwochen arbeiten Lehrkräfte, Heilpädagogen, Schülerinnen und Schüler an diversen Hundertwasser-Themen. Im Aussenbereich des SIH werden Säulen aus Betonsickerleitungen und Betonwände mit farbigen Keramikscherben beklebt und ausgefugt. Dem von Hundertwasser propagierten „Fensterrecht“ wird nachgelebt und einer Fassade des SIH ein farbiges Antlitz verliehen. Dutzende Stelen aus Ton stecken in der Wiese vor dem SIH und begrüssen Sie auf dem Weg zum Sternensaal. Im Sternensaal können Sie von Hundertwasser inspirierte Traumhäuser mit Zwiebeltürmen bestaunen, die aus selbst fabrizierten gebrannten Tonziegeln gefertigt sind. Die inzwischen zum Kult gewordenen Hundertwasser-Hüte dürfen ebenfalls nicht fehlen. Nicht nur die „Märchenschlösser“ von Hundertwasser haben viele Menschen begeistert, auch beim Betrachten seiner verspielten, farbenfrohen Bilder stellt sich unweigerlich eine gehobene Stimmung ein. Das Malen von Bildern nach Hundertwasser-Manier ist geradezu ein Muss bei vielen Schulen und natürlich auch während unseren Projektwochen auf dem Hemberg. Hundertwasser war nicht nur Maler und „Architekt“, sondern auch ein Verfechter einer nachhaltigen Lebensweise. Sinnbild dafür ist der Komposthaufen, wo das Vergehen und Entstehen beobachtet werden kann. Garten- und Haushaltsabfälle bilden so die Grundlage für neues Wachstum. Ökologie pur! Es werden Kompostkisten angefertigt und Abfälle kompostiert. Lassen Sie sich von weiteren Projektarbeiten überraschen!
Die Ausstellung ist vom Sonntag, 18. bis Sonntag, dem 25. September von 13 bis 20 Uhr geöffnet. Die Finissage findet in derselben Lokalität statt. Um 15 Uhr werden die Verantwortlichen der Hundertwasser-Woche noch einige Worte zum Anlass und den Vorarbeiten an die Besucher und Besucherinnen richten.
Sonderschulinternat Hemberg SIH Sternensaal des Sonderschul- internats Hemberg
http://www.sonderschulinternat.ch/
Vortrag über Hundertwasser-Werk und Person
Referentin: Frau Nicole Stettler-Lindemann, Owner Geschäftsführerin der Markthalle Altenrhein.
Dienstag, 20. September, 20:15, Haldenstrasse 3, 9633 Hemberg
Nicole Stettler-Lindemann, ihr kürzlich völlig überraschend verstorbener Vater Herbert Lindemann und viele Helfer aus dem näheren und weiteren Umfeld der Familie schrieben mit dem Bau der Markthalle in Altenrhein Geschichte – auch im eigentlichen Sinne: Ihr Vater hielt das Werden des „Märchenschlosses“ in einem kleinen, sehr lesenswerten Buch fest: „Die vier goldenen Kuppeln von Altenrhein. Das Bauabenteuer der Markthalle nach Idee und Konzept Friedensreich Hundertwasser“. Die Lindemanns standen in engem Kontakt mit dem österreichischen Künstler und können viele Anekdoten von Hundertwasser erzählen. Die Referentin Frau Nicole Stettler-Lindemann weiss somit aus erster Hand über Hundertwasser und sein Werk zu berichten. Für die Ambiance des Anlasses sorgt sowohl der Mehrzweckraum als auch die aufgehängten Serigrafien von Frau Stettler-Lindemann. Es lohnt sich, mehr über das Denken, das Malen, die Architektur, das ökologische Anliegen von Hundertwasser und seine Persönlichkeit zu erfahren, denn Hundertwassers Botschaften sind heute aktueller denn je: Zwischen der heutigen rationalen Architektur und dem Empfinden der Bevölkerung besteht eine grosse Kluft, die Welt ächzt unter der Last der visuellen, auditiven, taktilen, olfaktorischen, chemischen Umweltbelastung und Regionen des friedlichen Zusammenlebens schrumpfen zusehends (Friedensreich (!) Hundertwasser).
Nicole Stettler-Lindemann und ihr Vater, der vordemonstriert, was ein zentrales Anliegen von Friedensreich Hundertwasser war: Keine geraden Linien in Bau und Bild verwenden. „Die gerade Linie ist gottlos!“
Hier ist alles schräg und schön
Vor rund zehn Jahren ist er fertig geworden, der Traum von Herbert Lindemann: eine Markthalle, entworfen vom Künstler Friedensreich Hundertwasser. Der Bauherr hatte sein ganzes Vermögen in das Gebäude gesteckt und viele Strapazen auf sich genommen. Er sagte: „Ich würde es sofort wieder tun“. Wenige Monate vor Beginn der Hundertwasser-Woche ist Herbert Lindemann verstorben.
Finissage der Hundertwasser-Woche
Die Finissage findet im alten Sternensaal des Sonderschulinternates (SIH) an der Rüttelistrasse 10 in Hemberg statt. Da damals im SIH das Restaurant „Sternen“ betrieben worden war, ist anzunehmen, dass auch Hundertwasser ab und zu dort einkehrte. Somit atmen wir im Haus an der Haldenstrasse 3 den Geist von Hundertwasser, und wohl auch im Sternensaal, wo die während den Projektwochen der beiden Schulen – dem Sonderschulinternat und der öffentliche Schule Hemberg -, entstandenen Produkte ausgestellt werden. Deren Entstehung kann anhand von Videos und Fotos mitverfolgt werden. Und vielleicht finden sich anwesende Schülerinnen und Schüler, die das Geschehen kommentieren. An den Projekten sind immerhin ca. 140 Schülerinnen und Schüler und deren Lehrpersonen beteiligt. Auch vor dem Sonderschulinternat werden Sie von Werken nach Hundertwasser überrascht werden, die mit grossem Einsatz angefertigt werden.
Die Schülerinnen und Schüler besuchen zur Inspiration während den Projektwochen die Markthalle in Altenrhein, wo sie unter fachkundiger Anleitung von Frau Nicole Stettler-Lindemann – Referentin am Dienstag, 20. September, – in das Werk von Friedensreich Hundertwasser eingeführt werden.
Neben visuellen wird auch mit kulinarischen Überraschungen aufgewartet.
Der Saal ist von 13 bis 20 Uhr geöffnet. Die Verantwortlichen der Veranstaltung „Hundertwasser-Woche“ werden sich – um 15 Uhr (!) – mit einigen Worten an die Besucherinnen und Besucher wenden.
Viele Einzelteile ergeben ein Ganzes. Toggenburger Tagblatt (04.11.2014)
Toggenburger Tagblatt, 4. November 2014, 07:34 Uhr
Viele Einzelteile ergeben ein Ganzes
Die «Paradiesvögel» René Bucher und Liselotte Rittmeyer (aussen) freuen sich über die farbenfrohe Ausstellung der Geschwister Sibylle Gut und Andreas Ambühler in ihrem Haus. (Bild: Thomas Geissler)
HEMBERG. Am Sonntag feierten die Geschwister Sibylle Gut und Andreas Ambühler im «Haus der Paradiesvögel» in Hemberg die Vernissage einer gemeinsamen Ausstellung, mit der sie das Haus mit der kunstvollen Geschichte noch bunter machen.
NADINE RYDZYK
Das «Haus der Paradiesvögel» in Hemberg hat seinen Namen von seinen Bewohnern, Liselotte Rittmeyer und René Bucher, erhalten. Wie Liselotte Rittmeyer erklärt, sind nicht nur am und im Haus sowie im Garten überall sowohl echte Vögel als auch Skulpturen von diesen zu finden, sondern «manchmal sind auch wir die Paradiesvögel». Vor zwei Jahren kaufte das Paar das Haus, das eine durchaus kunstvolle Geschichte hat. So soll kein Geringerer als Friedensreich Hundertwasser 1956 einige Bilder hier gemalt haben. Zeitweise diente das Haus auch als Gemeindebüro und Kinderheim, war aber über weite Strecken auch das Heim diverser Künstler.
Der Kunst verfallen
Sowohl Liselotte Rittmeyer, die schon als kleines Mädchen begann, zu nähen, Schmuck zu basteln und seitdem in vielerlei Hinsicht ihre künstlerische Ader als Hobby ausgelebt und auch diverse Ausstellungen organisiert hat, als auch René Bucher, der in seiner Freizeit gerne malt und Lithographien macht, haben ein Herz, das für die Kunst schlägt. Vor diesem Hintergrund lag es also nahe, das Haus nicht nur zu bewohnen, sondern auch immer wieder für kulturelle Anlässe zu öffnen. Damit begann man bereits im vergangenen Jahr. «Für uns ist das natürlich ein Verlustgeschäft, aber andere fahren für das Geld in den Urlaub und wir machen stattdessen eben ein Kulturprogramm», erzählt René Bucher. Als Pensionäre verwirklichen sich die beiden damit einen Traum. «Es ist uns ein Anliegen, die Kunst und Kultur aus der Region nach Hemberg zu holen, den Kunstschaffenden damit auch eine Plattform zu geben und dabei immer auch besondere Ausstellungen und Anlässe bieten zu können», fasst Liselotte Rittmeyer zusammen. So fand schon eine Wein- und Käsedegustation statt und auch «Knuts Koffer» waren bereits für ein Konzert zu Gast in der Haldenstrasse 3. Nun findet erstmals eine Ausstellung statt. An dieser zeigen die Lichtensteiger Goldschmiedin Sibylle Gut und ihr Bruder Andreas Ambühler ihre Werke. Ins Auge sticht dabei zunächst die Farbenpracht, mit der Andreas Ambühler seine Objekte, Textilien, Bilder und Glasperlenstickereien gestaltet hat. Der ausgebildete Schneider und Designer arbeitete bereits für namhafte Modehäuser rund um den Globus. Mit seiner Schwester in einem künstlerischen Elternhaus aufgewachsen, bestand von jeher der Kontakt zum Kulturschaffen. Und diverse Kulturen sind es auch, die in seinen Objekten entdeckt werden können – sei es in Jacken aus Afrika oder Glasperlenstickereien wie in Lappland. Die Stücke seiner Ausstellung bilden aber dennoch einen zusammengehörigen Satz Requisiten, inspiriert von Gustav Flauberts Romanfigur «Salammbo». «Irgendwie enden die Requisiten immer als Ausstellung», kommentiert der Künstler, dem es auch nicht leicht fällt, Einzelteile des Gesamtpaketes zu veräussern, «denn eigentlich gehört alles zusammen». Viele Einzelteile, die ein Ganzes ergeben, sind auch die Leidenschaft und Profession seiner Schwester Sibylle Gut. Die Goldschmiedin zeigt eine Auswahl an Schmuckstücken aus ihrer Hand und stand bezüglich der Machart und Arbeitsweise bei der Vernissage den Interessierten Rede und Antwort. Auffällig ist, dass sie nicht nur gerne Steine verarbeitet und geschickt mit Metall kombiniert, sondern offensichtlich das Opulente an einem Schmuckstück liebt. «In der Herstellung, aber auch als getragenes Schmuckstück ist gross viel interessanter und spannender als klein», erklärt sie. «Wenn man Schmuck trägt, sollte man diesen auch sehen.» Dabei wandelt sie auch gerne auf der Grenze zur Kunst und schreitet über dieselbe. So hat sie auch Schmuckstücke gefertigt, die so gross sind, dass sie als Objekte gelten, sowie solche, die Kunstwerke sind, aber auch getragen werden können.
Ein Paradies für die Kultur
Als nächstes wird die Formation «Forever Young» von Peter Roth von der guten Akustik im jeweils zu den Veranstaltungen leergeräumten Praxisraum von Liselotte Rittmeyer profitieren und das Publikum begeistern können. Danach zeigt die Künstlerin Veronika Kisling Porträtbilder und Koproduktionen mit ihrer behinderten Tochter Helena, bevor ein Tag der offenen Tür dazu einlädt, mehr über die Arbeit von Liselotte Rittmeyer in der Ergotherapie und im Neurofeedback zu erfahren. Aber auch ein Vortrag zu Paradiesvögeln inklusive einer Paradiesvogel-Bastelstunde für Kinder ist bereits in Planung. Als persönlichen Wunsch möchte Liselotte Rittmeyer auch irgendwann die Arbeiten von der Handweberin Sonja Ambühler, der Mutter der beiden aktuellen Aussteller, präsentieren. «Aber auch die Werke von Carmen Reichberger würde ich gerne in diesem Rahmen zeigen», erklärt sie. Fest steht bereits, dass Thomas Friedl aus Ganterschwil, der bereits viele Vögel im Garten der beiden Kunstfreunde plazieren durfte, eine Ausstellung im «Haus der Paradiesvögel» machen wird.
Würdigung von Andi Ambühlers Werk. René Bucher (02.11.2014)
Es war eine bewegende Erfahrung, mit Andi zusammen für jedes seiner Werke einen passenden Platz in diesem Raum zu finden. Seine Kommentare zu meinen z.T. bohrenden Fragen fügten sich allmählich zu einem Ganzen. Ich lernte dabei Andi als einen zurückhaltenden, bescheidenen und liebenswürdigen Menschen kennen, mit einem unglaublich regen Innenleben, das ihn drängt, seine Gedanken in eine Form zu giessen. Manchmal fragte ich mich, ob sein „Es“ gestaltet oder sein „Ich“?
Ich fühlte mich wie auf einer Schatzsuche. Zwar suchten wir nicht nach Gold und Silber, sondern nach Schlüsselwörtern und Marksteinen in seinem Lebensweg. Er half mir dabei, in seinen Textilien, Objekten, Bildern und Glasperlenstickereien die verschiedenen verborgenen Schichten in seinen Werken ans Licht zu heben und darin zu lesen. Allmählich fügten sich die vielen Puzzle-Steine zu einem lebendigen Bild.
Auf unserer Erkundungsreise machten wir Halt an verschiedenen Orten auf dieser Welt. Andi lebte 8 Jahre in Italien, anschliessend 10 Jahre in Davos und dann in Zürich, arbeitete zwischenzeitlich u.a. in London, New York, München, wo er mit anderen Künstlern auch seine Werke ausstellte. Als ausgebildeter Schneider und späterer Designer arbeitete er für keine geringeren Modehäuser wie Valentino, Missoni und Werriuomo, für die er Textilentwürfe anfertigte und Kollektionen zeichnete. Er reiste auch zweimal nach Nordafrika auf der Suche nach der im Altertum untergegangenen Stadt Karthago. Und damit kommen wir zum ersten Schlüsselwort: Salammbo. Salammbo war die Prinzessin und Schwester des uns aus der Sekundarschule noch bekannten Feldherrn Hannibal. Sie ist die zentrale Figur im Roman von Gustave Flaubert, der Mitte des 19. Jahrhunderts ein grosses Echo ausgelöst hatte. Ohne Kenntnis dieses Buches von Flaubert lässt sich das Werk von Andi kaum richtig fassen. Ein paar Stichworte zum Inhalt dieses Buches:
Die geheimnisvolle Salammbô ist die Tochter des karthagischen Feldherrn Hamilkar Barkas und Schwester Hannibals, Priesterin der Göttin Tanit. Als nach der Niederlage Karthagos im ersten Punischen Krieg ein Söldneraufstand ausbricht, wird sie zur Retterin der Stadt, indem sie den vom Söldnerführer Mâtho geraubten heiligen Mantel der Göttin zurückholt. Aus dieser Handlung macht Flaubert einen großartigen Roman von ungeheurer Wucht, ein Buch voller Exotik, Sinnlichkeit, Brutalität und Grausamkeit, das den Leser fasziniert, abstößt und doch wieder in seinen Bann schlägt.
Und weiter:
An der Meisterleistung „Salammbo“ kann man sehen, wie viel buchstäblich knochenharter Arbeit es im Steinbruch der Imagination … und des Stils bedarf, um aus einer Phantasie einen Roman zu machen, dessen Geschichte trägt.
Was man über den Autor Flaubert sagt, könnte man auch vom Künstler Andi Ambühler sagen: Knochenharte Arbeit im Steinbruch der Imagination! Die Geschichte „Salammbo“ sollte man sich beim Betrachten der Textilien, der Glasperlenstickereien und der Objekte vergegenwärtigen! Man denke insbesondere an den heiligen Mantel der Karthager beim Betrachten der Mäntel, Jacken, Röcke und Decken!
Ein zweites Schlüsselwort ist gefallen: „Imagination“.
Wie damals Leonardo da Vinci seine Schüler aufgefordert hatte, zur Anregung ihrer Phantasie und Imagination, die Patina der Fassaden von alten Häusern zu betrachten, bevor sie mit ihrer Malerei beginnen, so steckt ein ähnlicher Gedanke hinter Andis Kunstwerken. Seine Werke wirken wie Leonardo da Vincis Patina: Sie regen die Vorstellungskraft, die Imagination an. Gelegentlich bemerkte Andi: „Stell dir vor, es wird ein Film gedreht, z.B. einen Pasolini, und man greift einfach zu diesen verschiedenen Objekten und gestaltet so eine stimmungsvolle Kulisse“.
Wir kommen zu einem weiteren Schlüsselwort: Kulturen und kulturelle Vielfalt.
Afrika, Asien, Amerika, Europa – und Toggenburg!! In den Textilien sind buchstäblich in mehreren Schichten Reliquien, Fragmente verschiedenster Kulturen eingenäht. Glasperlenstickereien von Lappland, von Arabien, Mäntel und Jacken aus Afrika, eben auch aus Karthago, wo er ja selber war!
Ein weiteres Schlüsselwort ist gefallen: Toggenburg.
Andi ist zwar ein Zürcher, weilte aber immer wieder im Toggenburg, wohnte oft bei seiner Tante in Hinteregg bei Brunnadern. Und so verwundert es nicht, dass zwei pastellfarbene Bilder Ausschnitte aus dem Neckertal von Hinteregg aus darstellen. Ein weiteres Bild zeigt den „Fujiyama“ von Davos, das Seehorn und ein anderes die Natur vor seinem Küchenfenster in Zürich-Höngg. Die beiden Hunde verraten, dass Andi ein Tierliebhaber ist – die Appenzeller mag er weniger (gemeint sind die Hunde!)
Andi liebt Jiddische Musik, die auch Elemente der Zigeunermusik enthält und somit auch eine gewisse Verbindung zum Flamenco besteht, wovon er gleich anschliessend einen Soleares und einen Fandango hören wird.
Ich möchte mich bei Andi bedanken, dass er Liselotte und mir erlaubt hat, einen Blick in seine spannende Innenwelt zu werfen und wir an ihr teilhaben durften.
Hemberg, 02.11.2014 René Bucher